Grundlegende Ideen und Perspektiven für Demokratiebildung durch Unterricht
Ein zeitgemäßer Unterricht, der die Schülerinnen und Schüler auf ihre Rolle als mündige Bürgerinnen und Bürger der Gesellschaft vorbereitet, schließt die Demokratiebildung als zentralen Aspekt ein. Lehrkräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie die Werte unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung vermitteln, die die Voraussetzung für das Zusammenleben in einer pluralistischen Gemeinschaft bilden. Die Schülerinnen und Schüler müssen über ihre Rechte sowie Chancen zur Teilhabe informiert sein. Der Einsatz von demokratiefördernden Unterrichtsprinzipien und -methoden macht den Unterricht lebensnah und unterstützt die Schülerinnen und Schüler dabei, zunehmend Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen. Lehrkräfte werden darin unterstützt, Perspektiven zu entwickeln, die über das Klassenzimmer hinausreichen und es sowohl ihnen als auch den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Wie kann Demokratiebildung durch Unterricht gelingen?
In diesem Abschnitt steht die Frage im Mittelpunkt, wie Lehrkräfte und Schulen den Unterricht im Sinne der Förderung und Ausbildung von Demokratiekompetenzen gestalten können. Zunächst werden die beiden folgenden Aspekte in den Blick genommen:
Demokratiebildung im Fachunterricht
Die Kernlehrpläne geben in NRW in Form von Kompetenzerwartungen konkrete Vorgaben für den Unterricht. Dabei gehört Demokratiebildung zu einer der Querschnittsaufgaben, die sich in allen Lehrplänen und in vielen einzelnen Kompetenzen wiederfinden lässt.
So heißt es beispielsweise im Kernlehrplan Mathematik für die Gymnasiale Oberstufe
“Im Rahmen der von allen Fächern zu erfüllenden Querschnittsaufgaben tragen insbesondere auch die Fächer des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeldes im Rahmen der Entwicklung von Gestaltungskompetenz zur kritischen Reflexion geschlechter- und kulturstereotyper Zuordnungen, zur Werteerziehung, zur Empathie und Solidarität, zum Aufbau sozialer Verantwortung, zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft, zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, auch für kommende Generationen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, und zur kulturellen Mitgestaltung bei.” (S. 11)
Konkret lässt sich Demokratiebildung im Mathematikunterricht beispielsweise umsetzen, indem Schülerinnen und Schüler sich anhand von Wahlumfragen kritisch mit der Aussagekraft von Statistiken auseinandersetzen.
Im Fremdsprachenunterricht bietet u.a. die Auseinandersetzung mit Kultur, Wirtschaft und Politik in anderen Ländern eine Schnittmenge zur Demokratiebildung. So können Schülerinnen und Schüler beispielsweise unterschiedliche politische Systeme im Hinblick auf Partizipationsmöglichkeiten vergleichen.
Der Deutschunterricht bietet u.a. die Möglichkeit, sich mit politischen Reden auseinanderzusetzen und rhetorische Strategien zu analysieren. Zugleich können Schülerinnen und Schüler aber auch selbst Reden zu politischen Themen erstellen.
Eine herausgehobene Stellung nehmen die Gesellschaftswissenschaften ein, hier finden sich aufgeteilt auf die vier Kompetenzbereiche Sach-, Methoden-, Urteils- und Handlungskompetenz eine Vielzahl von Bezügen zur Demokratiebildung.
Beispielhaft verdeutlichen lässt sich dies anhand des Unterrichtsinhaltes “Verfassungsorgane”. Schülerinnen und Schüler setzen sich z.B. nach der Methode des Politikzyklus (Methodenkompetenz)mit einem Problem bzw. einer Streitfrage auseinander und lernen dabei u.a. die Aufgaben und Zusammensetzung der Organe kennen (Sachkompetenz), sie beurteilen kriteriengeleitet verschiedene Lösungsvorschläge (Urteilskompetenz).
Grundlegende Prinzipien, Konzepte und Strategien partizipativer Lernarrangements
Wie können Lehrkräfte partizipative Lernarrangements gestalten, die Schülerinnen und Schülern ermöglichen, Demokratiekompetenzen zu stärken und sich als selbstwirksam zu erleben?
Folgende Grundprinzipien und Konzepte können Orientierung bieten:
In entsprechenden Lernsettings ist die Rolle der Lehrkräfte stärker auf die Lernbegleitung und weniger auf die Wissensvermittlung ausgerichtet. Sie verstehen sich als Begleitende, die Impulse geben, Reflexionsprozesse anregen und individuelle Lernwege begleiten.
Ferner ist als Teil der Lehrkräfteprofessionalität ein pädagogisches Ethos von Bedeutung, das Kinder und Jugendliche als Subjekte bei der Gestaltung der eigenen Lernprozesse konsequent ernst nimmt. Die wertschätzende und stärkenorientierte Gestaltung pädagogischer Beziehungen ist für den Erfolg partizipativer Unterrichtsgestaltung grundlegend.
Für eine vertiefende Auseinandersetzung mit diesen Aspekten eignen sich die UN-Kinderrechtskonvention (Externer Link) sowie die Reckahner Reflexionen (Externer Link) zur Ethik pädagogischer Beziehungen.
Auf Seiten der Schülerinnen und Schüler werden neben dem angestrebten Kompetenzzuwachs die emotionalen Bedürfnisse nach Autonomie, Selbstwirksamkeitserfahrungen und sozialer Eingebundenheit in den Fokus gerückt und somit die Motivation und das Engagement der Lernenden gefördert. Entsprechende Lernsettings ermöglichen den Lernenden, Verantwortung zu übernehmen, gewinnbringend im Team zu arbeiten und unterschiedliche Perspektiven im Rahmen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu berücksichtigen und zu respektieren. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler angemessen und altersentsprechend und auf der Grundlage der Lehrplanvorgaben aktiv in die Planung und Gestaltung des Unterrichts einbezogen, indem sie beispielsweise Themen vorschlagen, Methoden mitbestimmen oder an der Entwicklung von Projekten und Diskussionen beteiligt werden.
Methoden und Instrumente
Dieser Abschnitt beleuchtet die Vielfalt bewährter und innovativer Methoden zur Demokratiebildung und bietet Lehrkräften konkrete Impulse, um Schülerinnen und Schüler für demokratische Prozesse zu sensibilisieren und Demokratiekompetenzen zu entwickeln. Von kleineren Arbeitstechniken und Interaktionsformen bis hin zu umfassenden Methoden werden Wege aufgezeigt, wie ein fundiertes Verständnis für Demokratie im Klassenzimmer gefördert werden kann. Hier gehen wir auf die folgenden Bereiche ein: